Karma – eine Geschichte
Ich drehe mich um und sehe ein Licht. Es ist weiß und sehr stark, und es ist nicht Verlangen oder Neugier, was mich zu ihm hintreibt, sondern eine unwiderstehliche Anziehungskraft, die weit über die Gesetze der Schwerkraft hinausgeht. Es ist so, wie wenn man sehr schnell durch einen tunnel fährt. Langsam wird es größer. Ich laufe auf das Licht zu. Nein, so ist es nicht. Ich fühle meinen Körper gar nicht mehr, sondern nur dieses Licht, von dem ich ein Teil bin. Ich schaue hinter mich. Da sehe ich ein orangefarbenes Licht, das mich mit einer Welle von Energie überflutet. Ich habe keine Zweifel mehr. Jetzt sehe ich unser Haus. Ich kann durch die Wände hindurchsehen. Ich erblicke meinen Körper, der ausgestreckt im Bett liegt. Ein Arzt ist bei meiner Mutter und sagt ihr, dass nichts mehr zu machen sei, dass ich im Schlaf wegen einer undichten Gasleitung im Zimmer gestorben sei. Meine Mutter weint, mein Vater tröstet sie, aber er weint auch. Ich möchte den beiden sagen, dass es mir gut geht, ja dass es mir nie besser gegangen ist.
Ich sehe eine tunnelartigen Aufzug, der sich auf meinen Körper richtet, aber ein Drittel von ihm ist blockiert. Ein unüberschreitbarer Graben trennt mich von unserem Haus, und es besteht sogar die Gefahr, an diesem Streifen hängenzubleiben.
Jetzt erinnere ich mich, dass am Tag vor meinem Tode unser Gasofen explodierte. Dann kam ein Klempner, aber er machte seine Arbeit schlecht.
Ich erinnere mich an ein Gesicht. Ein Gesicht, das mir in meinem Leben sonst nichts bedeutet hatte. Alles passt zusammen wie bei einem Puzzle. Ich habe diesen Mann schon einmal gesehen.Es war ein zum Tode Verurteilter. Er war dazu verurteilt, in der Gaskammer zu sterben. Ich war der Richter, der das Urteil gefällt hatte, obwohl ich von seiner Schuld nicht überzeugt war, Aber die Geschworenen hatten einen unerträglichen Druck auf mich ausgeübt!
Ich sehe ihn atmen, sehen, wie er seinen letzten Atemzug tut und dann versucht, nicht mehr zu atmen, bis es schließlich nicht mehr geht und er die tödliche Dosis in sich aufnimmt. Ich sehe ganz klar vor mir, wie die Tablette in die Säure fällt, sich auflöst und dadurch das tödliche Gas erzeugt.
Dazu kehren wir ins Leben zurück: Wir müssen lernen, das Gesetz von Ursache und Wirkung zu verlassen. Um es irgendwann einmal, nicht nur durch den Tod, endgültig zu zerbrechen!
Marcos, 13 Jahre
Der Junge ist wieder erwacht. Er hat die Blockade, die ihn von seinem Körper trennte, mit Liebe, Erkenntnis und Vergebung überwunden. Er befreite sich selbst von seinem Druck als ehemaliger Täter und das Opfer, das sterben musste.
Wie viele Blockaden haben wir, die uns von unserem Körper trennen, von anderen Menschen, vom Leben selbst, auch wenn wir leben? Weil wir vermeintliche Ungerechtigkeiten erfahren aufgrund des Gesetztes von Ursache und Wirkung? Weil wir uns unter Druck setzen lassen, so und so zu handeln. Weil wir selbst Druck ausüben, sei er auch noch so klein. Druck durch unsere eigene Gefangenschaft, die wir noch nicht überwunden haben. Uns selbst und andere damit binden. Umstände nicht als dieses Karmagesetz verstehen und damit auch nicht im Innen lösen, sondern im Außen werkeln und machen und kämpfen und tun und….puh…anstrengend, unter dem Gesetz von Ursache und Wirkung zu stehen…ein ewiger Kreislauf, ein ewiges Spiel…
Wenn wir unseren eigenen Druck überwinden, ihm beiseite stehen und ihn erlösen als Opfer und Täter, überwinden wir den Druck im Außen, von uns selbst, von Menschen, überwinden die Gesetze, die Bürokratie, die Gefangenschaften der BRD, die Machenschaften, helfen ihnen sogar, erlösen sie. So und nur so geschieht es. Dann brauchen wir nicht so viel machen, tun, kämpfen.
Was für ein Wohlgeruch entsteht, welche Befreiung! Keine Schuldigen. Wenn wir Schuldige sehen, tragen wir selbst die Last der Schuld. Wenn wir andere in Bedrängnis bringen, erfahren wir selbst Bedrängnis. Dasselbe gilt, wenn wir uns schuldig oder in Bedrängnis fühlen.
Jesus hat uns so viele Werkzeuge gegeben, um zu überwinden und das größte Geschenk aus diesem Kreislauf: Gnade und Vergebung, für uns und alle anderen.
Claudia, September 2014