von Susanne Schwartzkopff
Vereinigt Euch! so tönt es heute über die Erde, in vielen Sprachen. Von allen Seiten rufen lockende Stimmen: kommt her zu uns, vereinigt euch mit uns, wir versprechen euch irdisches Glück, Macht und Herrlichkeit!
Verführerisch klingt dies Rufen in des Menschen Ohren. Der Einzelne fühlt sich schwach und klein. Aber in einem größeren Ganzen wächst sein Selbstbewusstsein. Dort kann er führen, kann er herrschen mit der Macht, die im Zusammenschluß liegt. Es wird nicht viel gefragt nach dem Ziel der unzähligen Vereinigungen, nicht viel danach, ob die lauten Schreier ihre Versprechungen schon einmal erfüllten. Die Menge läuft dem zu, der am lautesten die Trommel schlägt und läßt sich auch für die verborgensten Dinge gebrauchen, wenn sie mit schönen Worten aufgeputzt sind.
Vereinigung, Zusammenschluß – was ist es, das in diesen Worten mit einem zwingenden Zauber auf die Menschenseele einspricht?
Wenn wir durch ein Leid gehen müssen, das mit unentrinnbarer Gewalt über uns hereinbricht, mit elementaler Wucht alle eingebildeten Bilder der eigenen Größe und Bedeutung stürzt, wenn der Schmerz die Seele aufwühlt, dass die Wogen hoch schlagen und sich nicht wieder beruhigen lassen, dann empfindet der Mensch mit Entsetzen eine Wahrheit, die er sonst mit allen Künsten der Lüge und Verstellung, der Heuchelei und der Flucht zu entgehen sucht: daß er im Innersten allein ist!
Selbst der nächste Angehörige, der Gatte, die Mutter, der Freund, sie alle können die letzte Einsamkeit einer Menschenseele nicht überbrücken. Auch die zärtlichste, hingebendste Liebe muß Halt machen vor einer letzten Grenze, vor der innersten Kammer in der Seele des anderen. Anders sieht es in einem jeden aus, anders sieht ein jeder die Welt, empfindet er die Geschehnisse des Lebens. Wie kein Blatt am Baum dem andern gleicht, so gleicht auch kein Mensch völlig dem andern. Sein tiefstes, eigenstes Ich sieht kaum jemand, erkennt niemand ganz oder nur sehr wenige.
Und gerade für die tiefsten Erlebnisse gibt es keinen Ausdruck. Die menschliche Sprache kann wohl das Sichtbare so beschreiben und ausdrücken, dass einer den anderen versteht – sonst wäre kein Zusammenleben möglich – über die innersten Seelenvorgänge und geistigen Erkenntnisse aber sind wir meistens gezwungen zu schweigen. Es gibt keine Worte dafür.
Der Mensch von heute ist dieser Erkenntnis gegenüber feige geworden, weil er überhaupt die Wahrheit fürchtet, die ihn von seinem eingebildeten Thron stoßen würde, sobald er sie zu sich hereinließe. Mit einem Schwall leerer Worte werden heute seelische und geistige Dinge behandelt, die nur zeigen, dass sich Unwissenheit dahinter verbirgt, so wie es auch niemand wahrhaben will, dass er den Weg seines Geistes allein finden und gehen muss.
Aber in Deiner Sterbestunde, Mensch, kannst Du dem Erleben nicht mehr aus dem Weg gehen, dass Du ganz allein den Fuß heben mußt, um die neue Wanderung anzutreten. Keiner Deiner Freunde und Deiner Lieben kann Dich auf dem Weg begleiten. Vielleicht begegnest Du ihnen später einmal wieder, wenn auch sie hinübergegangen sind, vielleicht müssen sich Eure Wege noch einmal kreuzen. Aber auf jeden Fall mußt Du voran gehen, Du ganz allein.
Noch im Augenblick des Hinübergehens klammert sich der Erdenmensch oft an seine Nächsten, statt den Blick ruhig und voller Vertrauen zum Licht zu erheben, das in allen Reichen leuchtet, in die lichtsuchende Seelen eingehen dürfen. Schon steht der Helfer an seiner Seite, der ihn an der Hand fassen wird, wenn er den Schritt getan, wenn er das Tor durchschritten, das in das "andere Land" führt. Er blickt dann nicht mehr zurück, der "Abgeschiedene", ist er einmal so weit gelangt. Voller Freude sieht er einen Glanz und eine Herrlichkeit vor sich, die ihn höher und höher trägt, wenn er ihr nachstrebt. Er ist allein – und doch nicht allein! Denn überall sind die helfenden Hände, die der Schöpfer in Seine große Schöpfung hineingewoben hat. Er braucht sie nur zu ergreifen!
Ganz verlassen, ganz allein ist nur der, der die helfende Hand trotzig beiseite stößt, der die Hilfe verschmäht. Dass dann auch Vereinsamung und schließlich Verzweiflung sein Los sein muß, wer könnte das verkennen?
Ein großes einheitliches Weben geht durch die gewaltige Schöpfung. Jeder webt einige Fäden mit an dem Teppich des Lebens. Jeder kann leuchtende Blüten oder grüne Ranken, hellere oder dunklere Farben einfügen, nach seinem eigenen freien Willen. Jeder darf wählen, welche Farbe die seine sein soll, welche Fäden er am liebsten verschlingen und knüpfen möchte. Aber wenn er einmal ein Muster begonnen hat, führen die Fäden es auch zum bestimmten Ende. Sie laufen in der angegeben Richtung lebenerfüllt weiter.
Staunend wird der im Strahl des Lichtes Webende auf die Wunderblüten schauen dürfen, die wie hervorgezaubert unter seinen Händen entstanden – aber entsetzt wird der Dunkle oder Verschmutzte eines Tages die schmutzigen Farben und häßlichen Gebilde erblicken, die er hervorgerufen.
So steht ein jeder mitwirkend am Webstuhl des Lebens und die wenigsten wissen es.
Zusammenschluß! rufen die vielen, und wissen nicht, dass sie sich zusammenschließen, um viele neue abstoßende, häßliche Formen im Mantel der Schöpfung zu weben, die ein Lichtstrahl des Höchsten mit seiner Reinheit verbrennen muß, soll nicht die Schönheit des Ganzen verdorben werden. Das gilt für viele Bereiche und Nuancen.
Zusammenschluß, damit ich nicht einsam bin! verlangt die bange Menschenseele.
Es ist ein eigen Ding um jeden Zusammenschluß vieler zu einem Großen! Ist der Entschluß dafür gefaßt, so tritt sofort ein Gesetz der Schöpfung in Kraft, das durch diesen Willensakt eingeschaltet wird und wie ein elektrischer Strom nun durch die Menschen läuft und durch alle wirkt, die sich vereinigen: das Gesetz von der Anziehung der Gleichart. Jeder zieht andere Menschen seiner Gleichart unwiderstehlich an, und dadurch verstärken sich die Empfindungsströme und die Gedanken und Willensausstrahlungen aller ungeahnt. Einer stärkt den anderen in seinen Entschlüssen, einer treibt den anderen an, einer geht voran und zieht andere nach sich.
Durch den Zusammenschluß verdichten sich die Kräfte, die in den einzelnen leben, und es werden aus der Schöpfung gleiche Kräfte magnetisch angezogen und die Kraft des einzelnen dadurch gesteigert. Und diese Verdichtung drängt zur Tat!
Hierin liegt die große Bedeutung eines jeden Zusammenschlusses, aber auch die große Gefahr für alle Vereinigungen, die nicht ganz hohen, reinen Zielen hinstreben, sich mit vielen unreinen Energien vermischen oder solche erlauben! Die angestaute Kraft drängt zur Betätigung, wie der Dampf in einem erhitzten Kessel. Sie will sich im Wirken voll entfalten, und in diesem Wirken steigert sie sich weiter durch neuen Zufluß!
Wohl wenigen nur ist dieses Gesetz bewusst geworden, dem wir unterworfen sind! Das innerste Gesetz der Kraft ist die Bewegung, der Zwang zur Bewegung. Sie wird dorthin getrieben, in die Bewegung hinein, welche die Menschen ihr geben. Und dann beginnt die nicht ernst genug zu nehmende Verantwortung des Menschen.
Steht Dir ein hohes Ziel vor Augen, lenkst Du Dein Empfinden, Dein Wollen und Dein Denken nur auf dieses Ziel, so gibst Du der Dich durchströmenden Kraft damit eine Richtung, in der sie sich für den Segen der Menschen betätigen kann. Lenkst du aber Dein Sinnen, und wenn es nur zum Teil ist, auf Niedriges, Eigensüchtiges, so läßt Du die Kraft anschwellen zu einer verheerenden Lawine, die alles und vieles zerstört, das ihr in den Weg kommt und irgendwann zu Dir zurückrollt und Dich mitnimmt. Aufgehalten kann die Kraft nicht mehr werden, wenn sie einmal in Bewegung ist, nur eine andere Richtung kann sie erhalten durch neue Willenseinwirkung.
So treibt die Kraft, die zuströmt und die angefacht wird durch das Wollen vieler, die Menschen, die sich in Massen zusammentun, oft zu unberechenbaren Taten, die nicht mehr zurückgehalten werden können, wenn sie im Gange sind. Es ist der Strom nicht zu dämmen und immer reißender wird er durch die neuen Zuflüsse, die von allen Seiten zu ihm streben. Kann er nicht hinaus, ins Weite, um aufzubauen, so richtet er im Kreise derer, die festhalten wollen, furchtbare Verwüstungen an. Das geschieht auch im Kleinen, in Dir, je nachdem, mit welcher Intensität Du denkst, fühlst und handelst.
Wird die Kraft aber auf ein hohes Ziel gelenkt, kann sie sich aufbauend betätigen, so wachsen alle Kräfte ins Wunderbare. Es pulst die Kraft von einem zum andern und wird verstärkt durch des Nachbarn reines Wollen. So strahlt und leuchtet sie in hellen Flammen, wo Menschen sich zusammentun, um den Willen Gottes zu erfüllen. Eine heilige Freude lebt in ihnen auf, ein Sehnen, weiter zu wachsen an Geist und Seele, einander zu stärken und beizustehen.
Nur wo ein gemeinsames geistiges Ziel lebendig vor dem Geiste steht, nur wo ein gemeinsamer geistiger Boden suchende Menschen vereinigt, kann die hohe Schwinung entstehen, die der Mensch des Alltags nicht kennt, von der er nicht einmal weiß. Und doch liegt ein unbeschreibliches Glück, eine reine Freude in diesem gemeinsamen Schwingen! Es reicht der Mensch dem Menschen die Hand, dass der Strom des Lebens von einem zum andern fließen kann. Verbunden ist dann der Mensch mit Seinesgleichen durch die Schwingung gleicher Art, durch gleiche Erkenntnis, gleiches Sehnen und Erfassen, und das innerste Allein- und Fürsichsein wird nicht mehr als Angst erlebt – nein, es wird zu einem köstlichen Schatze, einem Quell der Kraft. Denn aus meiner nur mir eigenen Art gebe ich den andern geformte Kraft, zur Freude, zum Wissen, zum Wirken bereite und geformte Kraft, die auch ihn fördert, ihn anspornt, unsichtbar auf ihn überstrahlt.
Jeder für sich, jeder auf dem Wege, den er gerade gehen muß und doch viele Hände ineinander gelegt und durch alle pulsend die Kraft des Schöpfers, Seine Gnadengabe an die Schöpfung, die ihr das Leben gewährt! So sollen wir sein, so können wir sein!
Es findet sich Gleichart zu Gleichart, es runden sich lebendige Kreise, und es fügt sich ein Kreis in den anderen.
Wir wissen, dass der Mensch nur ein winziges Bausteinchen in der großen Schöpfung ist. Nur ein Ton in einem Weltenchore, ein kleiner Farbenstrahl in dem bunten Gewebe des Lebens. Nicht viel vermag er zu wirken, solange er für sich bleibt. Legt er aber seine Kräfte und Fähigkeiten mit denen anderer zusammen, so kann Großes entstehen. Es braucht der Mensch eine Ergänzung, da er nur ein Teilchen ist. Nur im Zusammenschluß und in der Ergänzung vieler ist es möglich, dass durch Menschenkraft und Menschenwirken die Schöpfung weiter ausgebaut und entwickelt wird, dort, wo der Menschen für diesen Zwecke hingestellt ist. Hand muss in Hand greifen in nimmermüder Schaffenslust. Es darf nicht vorkommen, dass die Hand des Nachbarn nicht da ist, wenn ein Werk weitergegeben werden soll zur Vollendung, denn ein jedes Menschenwerk muß durch viele Hände und Herzen gehen, ehe es wirklich vollendet ist.
Seht Euch im Kreise stehen, reichet im Geiste Eurem Nächsten die Hand, laßt es strömen von Euch zu ihm, dann wird, im gemeinsamen Aufblick zum Licht und Seiner Größe, wahrhaft Wertvolles sich bilden.
So ist es auf jedem Gebiete. Der Künstler bedarf der Ausführenden, die seine Eingebungen und inneren Bilder, die er gestaltete, für andere sichtbar oder hörbar machen. Der Baumeister braucht die Hände, die das ausführen, was er im Geiste geschaut. Der Bauer muß den Acker bebauen, damit den Körpern die Nahrung gegeben wird, die sie fähig macht, ein Werkzeug des Geistes zu werden. So ist jeder Mensch auf viele angewiesen, keiner kann ohne die Hilfe anderer sein. Und seien die anderen auch nur nötig, um das mitzuempfinden, was ihn gerade bewegt, damit es zu stärkerem Leben, zu größerer Klarheit in ihm anwachse.
Schließt Euch zusammen im Geiste, in Reinheit und Göttlichkeit und Eure Kräfte werden sich vervielfachen! Reicht Euch die Hände, und Ihr werdet unüberwindlich sein! Sinkt mir die "Waffe", das Werkzeug, aus der Hand, so wird mein Bruder, meine Schwester sie ergreifen und weiterführen, ermüdet er/sie, so will ich ihn/sie stützen! Vereinigt Euch im Lichte der Wahrheit, und der Sieg wird überall und immer mit Euch sein!
Im geschlossenen Kreise fließt die pulsierende Kraft immer am stärksten zu der Stelle hin, die schwach zu werden droht. Es kann keine Lücke entstehen, solange die Kraft kreist. Wie eine Welle, die nach einer Öffnung sucht, durch die sie hinausstürzen kann ins Weite, so drängt und pocht die kreisende Kraft an der schwachen Stelle und stärkt sogleich und schmiedet zusammen.
Schließt Euch zusammen. Ihr alle, die Ihr nach dem Lichte strebt, mit gleicher Liebe, gleicher Sehnsucht! Dann werden die Lichtwellen Eurer Freude, Eures inneren Bewegtseins emporschlagen zum nächsthöheren Kreise, und auf dem Strahlenwege dieser Wellen wird Euch von oben neue Kraft und Freude hinfließen, stärkere Kraft, als Ihr sie bisher gekannt.
So kommt Ihr auch in Verbindung mit Euren Geschwistern im Licht, die ganz in Gottes Willen stehen und in Ihm Wunderwerke erschaffen dürfen. Schließt Eure Kreise an die höheren Kreise im Licht, und das Licht wird Euch überfluten mit segnender Gnade! Zwar steht Ihr alle jeder für sich auf seinem Posten, aber doch seid Ihr verbunden, nach allen Seiten, gehoben und getragen durch den Zusammenschluß, verbunden mit Unzähligen. Jeder nimmt auf seine Weise, jeder läßt sein Wesen einfließen in die Melodie des großen Chores, und so ist des Gebens und Nehmens kein Ende und kein Ende des friedevollen, reichen Glückes!
Zusammenschluß! Schöpft dieses Zauberwort aus mit durstiger Seele! Es ist der Schlüssel zu goldenen Toren!
Verlag "Der Ruf"
Danke, liebe Susanne, für diese Worte. Sie drücken aus, was auch Geist des Lebens ausmacht, wofür es Geist des Lebens gibt und wie die Heil CD "Füreinander Rotation", seit einigen Wochen auch die "Vril UrKraft" CD, von vielen hundert Menschen täglich genutzt, in dieser reinen göttlichen Kraft vereinigt, stärkt, begleitet und vieles Wundervolle möglich macht! In gemeinsamem Zusammenschluß, jeder an seinem Ort, allein(s), mit einigen oder vielen anderen auch physisch gemeinsam. Und jeder für sich auf seinem Weg!